28.12.2023
Mit dem E-Kamel nach Bethlehem

Ein etwas anderes Krippenspiel zu Heiligabend in Gera-Liebschwitz

Die Dorfkirche von 1677 im oberen Teil von Gera-Liebschwitz hat viele Zeiten überdauert. Gesellschaftsordnungen kamen und gingen. Immer gehörte das Gotteshaus zum Dorf und war ein fester Halt für die Menschen, die in ihrem Glauben Hoffnung fanden.

Heute, im Zuge der Säkularisierung und sinkender Kirchenmitgliedszahlen, versammeln sich die Menschen nur noch selten in dieser Kirche. So war es etwas ganz Besonderes, dass ein Ehepaar aus Liebschwitz gemeinsam mit Propst i.R. Pfarrer Hans Mikosch eine Christvesper am Heiligen Abend vorbereitete. Darüber freute sich auch die Kirchgemeinde Zwötzen, zu der Liebschwitz gehört.

m Jahr 2015 fand sich eine Spielgemeinschaft zusammen, die jedes Jahr eine Christvesper mit einem Krippenspiel für Erwachsene einstudiert. Dafür nutzen sie Kirchen, in denen so etwas objektiv nicht stattfinden kann oder die Pfarrstelle gerade vakant ist. „Wir wollen unsere eigene Kultur lebendig halten. Manchmal muss man auch neue Wege gehen“, sagt Frank Strauß, einer der Organisatoren. „Wir nehmen immer wieder Bezug auf aktuelle Themen und streiten uns auch mal, wie aktuell wir sein dürfen.“ Vom Spielort 2023, der Liebschwitzer Kirche, waren alle sofort begeistert, so dass alles für die Proben und die Aufführung vorbereitet werden konnte.

Wirtschaftskrise, umweltfreundliche Energiequellen und Brücken bauen

Insgesamt 70 Besucher aller Altersgruppen fanden den Weg in die natürlich temperierte Kirche. „Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren“, die Kernaussage der Weihnachtsgeschichte, stand im Mittelpunkt des Krippenspiels. Aktuelle Bezüge gab es viele. Ein Selbstständiger beklagte seine schwierige wirtschaftliche Lage vor dem Finanzbeamten des Kaisers Augustus. Die Weisen aus dem Morgenland nutzen ein umweltfreundliches, solarbetriebenes E-Kamel für ihre Reise nach Bethlehem. Mit viel Spielfreude, Talent und Engagement brachten die Darsteller die Geschichte zu den Menschen. So manche Pointe kam bei den Besuchern gut an.

Pfarrer Hans Mikosch spannte in seiner Predigt den Bogen von der Geburt des Jesuskindes damals bis ins Jahr 2023. „Manchmal will es den Menschen heute so vorkommen, als sei es fünf vor zwölf für unsere Welt“, bedauerte Hans Mikosch. „Aber gerade deshalb ist Jesus in die Welt gekommen, um uns eine Hoffnung zu zeigen. Nächstenliebe, barmherziger Umgang miteinander, Vergebung und Versöhnung sind Begriffe unserer Kultur“, betonte der ehemalige Propst. „Wir werden die Zusage ‚Fürchtet euch nicht‘ brauchen angesichts der vielen Kriege, der vielen Krisen und angesichts der vielen Notlagen in unserer Gesellschaft“, so Mikosch. „Wir werden Menschen brauchen, die Brücken bauen, die Brücken schlagen zu anderen.“

Vielleicht sehen die Liebschwitzer ihre Kirche heute auch anders als vor einigen Jahren, betonte Hans Mikosch und machte Mut, einen möglichen Neuanfang für das sakrale Gebäude zu wagen.


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Maria und Josef (Elisabeth Strauß Hans Mikosch)  Foto: Wolfgang Hesse Szene beim Steuereintreiber (Frank Strauß, Robert Hartung)  Foto: Wofgang Hesse Drei Könige auf dem Weg nach Bethelem (Carola Strauß, Robert Hartung, Frank Strauß)  Foto: Wolfgang Hesse Am Heiligen Abend in der Liebschwitzer Kirche  Foto: Wolgang Hesse